Samstag, 16. Oktober 2010

Brong Ahafo

Ist man als Weißer in Ghana unterwegs, hört man wo man auch hinkommt vor allem eines: "Hey Obroni". In den meisten Fällen stellt man sich taub und geht einfach weiter. Sollte man dennoch stehen bleiben und sich auf ein Gespräch einlassen, so dauert es nicht lange bis man mit dem Ghanaer Freundschaft schließt (Are you my friend?). Guten Gewissens gibt man im ein oder anderen Fall noch seine Handynummer raus (ist ja eine ghanaische Nummer und in 2 Monaten eh nicht mehr gültig) und geht davon aus, alles ist gut. Meistens ist dann auch alles gut. Nur haben leider nicht alle Ghanaer die Freundschaft im Blick, sondern erhoffen sich weitaus mehr, weshalb man anschließend häufig die Frage gestellt bekommt: "What can you do for me as a friend?". Gemeint sind dann natürlich Geschenke, angefangen von Geld über MP3 Player, Kameras bis hin zur Unterstützung der Schullaufbahn. Wenn sie es dann ganz ernst meinen, wird man auch gerne mehrmals nachts angrufen, auch wenn man bereits mehrere hundert Kilometer entfernt ist...

Mehrere Kilometer entfernt bin ich mittlerweile von Mim und residiere gerade für ghanaische Verhältnisse sehr nobel im Premium Palace Hotel in Techiman. Klingt nach viel, ist aber letztlich nicht mehr als ein einfaches Zimmer mit Ventilator und der Service ist ganz Ghana-like, sehr eigen. Dennoch geht es mir hier nicht schlecht und ich mache mir ein schönes Wochenende als gefühlt einziger Weißer weit und breit. Techiman wird als die Wiege des Akan-Stammes bezeichnet, der zu den ältesten in ganz Westafrika gezählt werden muss. Somit zog es mich heute morgen zu einem für die Akan heiligen Platz, wo einst die Stammeshäupter residierten. Dieser Ort an der Straße nach Kintampo war dann auch immer wieder auf Grund seiner bizarren Steinformationen Rückzugsort in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen, da es dem Feind nicht ohne erheblichen Aufwand möglich war die natürlichen Steinmauern zu überwinden. Beindruckt war ich dann von einer 10 Meter hohen Steilwand, die noch bis vor kurzer Zeit Austragungsort gewöhnungsbedürftiger Heiratskämpfe war. Diejenigen unter den heiratswilligen Männern, die in der Lage waren sich im Klettern gegen ihre Konkurenten durchzusetzen, waren Mann genug, um um die Hand der jungen Mädchen anzuhalten. Natürlich war die Teilnahme am Rennen nicht auf ein einziges Mal begrenzt, sodass manche Männer am Ende des Tages mit mehreren Frauen nach Hause gingen. Lebendes Beispiel hierfür war unser Tourguide, der mittlerweile stolze 21 Geschwister besitzt. Sein Vater war also ein sehr erfolgreicher Kletterer und konnte am Ende 5 Frauen sein eigen nennen....

Morgen werde ich mich, sollte nichts unvorhergesehenes passieren, in Richtung Sunyani aufmachen, um mein Quartier für die nächste Woche zu beziehen. Ich bin mal sehr gespannt, wer mich da morgen in Emfang nimmt... 

Rückzugsgebiet der Akan

Blick auf die Wasserstelle im Mole Nationalpark

           
Savannen-Elefant im Mole Nationalpark

Schule in Tamale


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